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Beitrag vom 28.11.2003
Lise Meitner, jüdische Wissenschaftlerin. Frau des Jahres 1946
Sabine Grunwald
Sie führte ein Leben für die Wissenschaft. Die Ausstellung vom 7. 11. - 13. 12. 2003 zum 125. Geburtstag in der Berliner Staatsbibliothek dokumentiert ihr Leben
Die österreichische Physikerin Lise Meitner (1878-1968) hat alle Fragen zu ihrem persönlichen Leben stets strikt abgelehnt. Die Berliner Staatsbibliothek stellt nun persönliche Briefe und Fotografien aus. Diese Zeitdokumente zeigen die Zerrissenheit ihres Lebens.
Die Wienerin und Halbjüdin begeisterte sich bereits als Jugendliche für physikalische Phänomene. Zusammen mit einer Mitstudentin gelang ihr die Aufnahme an der Wiener Universität für das Studium der Physik.
Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verlor die Wissenschaftlerin ihre schwer erkämpfte wissenschaftliche und finanzielle Grundlage. Sie flüchtete aus dem faschistischen Deutschland und emigrierte nach Schweden, nach Stockholm.
Der Bruch ihrer akademischen Karriere konnte auch durch die zahlreichen Anerkennungen und Ehrungen im In- und Ausland nicht mehr wettgemacht werden. Obwohl sie mehrfach für die Auszeichnung vorgeschlagen wurde, ging der Nobelpreis an ihren jahrelangen Mitarbeiter Otto Hahn.
Die Ausstellung sensibilisiert die Besucherinnen für den schweren Lebensweg einer Frau, für die das Abenteuer der Naturwissenschaften Alles bedeutete.
Elise Meitner, genannt Lise, wird am 7.11.1878 in Wien geboren. Wie schon ihre ältere Schwester legt sie als Externe das Abitur ab und studiert, gemeinsam mit nur einer weiteren Frau, an der Wiener Universität.
Am Kaiser-Wilhelm Institut in Berlin erhält sie eine bezahlte Stelle als Mitarbeiterin und arbeitet fortan mit dem Chemiker Otto Hahn zusammen. Nach ihrer Habilitation hält Lise Meitner Vorträge an der Universität und wird als kompetente Physikerin zu zahlreichen Vorträgen ins In- und Ausland eingeladen.
Als Halbjüdin fällt sie unter das Rassengesetz und flüchtet 1938 nach Stockholm. Im Exil verifiziert sie, im brieflichen Austausch mit Otto Hahn, die Theorie der Kernspaltung.
1946 wird die Physikerin vom Presseclub der Journalistinnen Amerikas zur "Frau des Jahres" gewählt.
Die 1946 in Berlin angebotene Doktorenstelle am Max-Planck-Institut lehnt sie ab, da die Wissenschaftlerin die politische Haltung und den Antisemitismus der deutschen Bevölkerung kennen- und fürchten gelernt hat.
Träger der Ausstellung: Hahn-Meitner-Institut Berlin gemeinsam mit Humboldt Universität zu Berlin, Freie Universität Berlin, Max-Planck-Gesellschaft, München
Eintritt 2 Euro, ermäßigt 1 Euro, Samstag frei
Mo-Fr. 10 - 20 Uhr, Sa 10 - 17 Uhr
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin-Tiergarten
Katalog: 10 Euro
Vom 10. 11. - 12. 12 bietet der Kurator Dr. Jost Lemmerich für Schulklassen und Gruppen ab 5 Personen Führungen an: Dauer ca. 30-40 Min.
Eintritt 2 Euro/1 Euro, Führung kostenlos
Terminvereinbarung: Elke Schramm, Tel. 030/8062-2051, Hahn-Meitner-Institut
www.staatsbibliothek-berlin.de